Gesund leben

Fatburner – Effektive Figurschmeichler oder Hokuspokus?

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von Beke Enderstein

31.10.2018

Du wünschst dir eine realistische Einschätzung, ob es wirklich sogenannte Fatburner gibt, die dir dabei helfen, abzunehmen? Wir präsentieren dir Antworten, die garantiert auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren.

Was dich erwartet:

  • Eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung, welche „Fatburner“ funktionieren. Geprüft werden: Früchte, Tees, scharfe Gewürze

  • Der Fatburner Nummer eins

  • Rezepte mit Fatburnern, die wirken

Während Zeitschriften, Online-Blogs und Co. immer wieder „fettschmelzende“ Lebensmittel als „Schlankheitswunder“ anpreisen, fällt die Einschätzung von Ernährungswissenschaftlern deutlich milder aus.

Der Begriff Fatburner ist übrigens irreführend, denn einige der eifrig beworbenen Lebensmittel erzielen zwar durchaus Effekte auf unseren Stoffwechsel, der Fettabbau wird aber in den wenigsten Fällen direkt angekurbelt.

Damit du dich nicht von falschen Versprechen in die Irre führen lässt, habe ich mir die Lebensmittel näher angesehen, die am häufigsten gepriesen werden. Ich zeige dir, welche wirklich „Fatburner-Charakter“ besitzen und sich zum gesunden Abnehmen eigenen – und welche nicht.

Exotische Fatburner: Lassen Enzyme aus Ananas, Kiwi & Papaya die Kilos purzeln?

In den 1920er-Jahren boomte der Verzehr von Ananas, da die darin enthaltenen Enzyme für ihre Förderung des Fettabbaus regelrecht gefeiert wurden. Aus wissenschaftlicher Sicht weiß man allerdings, dass die Enzyme bereits im Magen – im Rahmen der Eiweißspaltung – deaktiviert werden. Somit scheidet die Ananas als Fatburner aus.

Doch nicht genug damit, dass die enzymatischen Verbindungen der Ananas keinen „fettschmelzenden“ Einfluss ausüben – der übermäßige Verzehr kann sogar das Hungergefühl fördern: Der Blutzucker steigt nach dem Genuss von zuckerreichem Obst an, so dass es nur kurz zu einem Sättigungsgefühl kommt.

Wer die Früchte also als Fatburner – zusätzlichen zur Mahlzeit – aufnimmt, führt entsprechend mehr Kalorien zu, ohne einen entsprechenden Effekt auf die Fettzellen auszuüben. Hinzukommt, dass zuckerreiche Lebensmittel die Insulinausschüttung fördern, mit der Folge, dass der Stoffwechsel auf Fetteinlagerung gestellt wird.

Fazit: Es spricht nichts dagegen, frische Ananas, Kiwi und Papaya – die prall mit Mikronährstoffen gefüllt sind – als Obstportion zu genießen, allerdings funktionieren die Enzyme nicht als Fatburner.

Alternativer Schlank-Tipp: Der Umwelt zuliebe würde ich dir empfehlen, statt exotischer Früchte öfter zu regionalem Obst wie herbstlichen Äpfeln oder sommerlichen Beeren zu greifen. Dank des vergleichsweise hohen Pektingehalts (Ballaststoffe) beider Obstsorten, darfst du dich über eine intensive Sättigung freuen. Zusätzlich verhindern die Pektine, dass dein Blutzucker nach dem Verzehr zu stark ansteigt.

Ein Fatburner ist sie zwar nicht, aber tolle Mikronährstoffe sind in ihr enthalten: die Ananas. Foto: Jessica Lewis (Pexels)

Heißgetränke als Fatburner: Macht Tee schlank?

Neben Kaffee werden auch verschiedenen Teesorten immer wieder figurfreundliche und appetitreduzierende Wirkungen zugeschrieben. Zum Beispiel Matetee, Grünteesorten sowie Lapacho- und Pu-Erh-Tee.

Folgende Studienergebnisse sprechen für die figurfreundlichen Effekte grüner Teeblätter:

Grüner Tee lässt Körperfett schmelzen

Eine Studie, die im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, untersuchte die Auswirkung von Grüntee-Extrakt auf die Glukosetoleranz und die Fettoxidation von männlichen Probanden. Während der Begriff Fettoxidation mit Fettverbrennung bzw. Fettabbau übersetzt werden kann, bedeutet der Begriff Glukosetoleranz, dass die Blutzuckerwerte nicht zu intensiv ansteigen. Ein hoher Blutzuckerspiegel steht einem Abnehmwunsch nämlich im Wege, da sich dein Stoffwechsel auf Fetteinlagerung einpendelt.

Das Studienergebnis: Die amerikanischen Forscher konnten zeigen, dass die Gabe von Grüntee-Extrakt zu einer akuten Fettoxidation führte und sich die Glukosetoleranz verbesserte. Darüber hinaus sorgte der grüne Tee für eine optimierte Insulinsensitivität (Insulinempfindlichkeit), die sich zusätzlich positiv auf das Abnehmen auswirkt.

Eine weitere Studie, die ebenfalls im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, kam zu der Erkenntnis, dass grüner Tee nicht nur die Fettoxidation erhöht, sondern die grünen Teeblätter auch thermogene Eigenschaften besitzen. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Energieverbrauch unter Wärmebildung.

Fazit: Im Gegensatz zu den angepriesenen Enzymen der Ananas, besitzt Grüntee tatsächlich das Potential als Fatburner. Darüber hinaus wirkt er übrigens appetitreduzierend. Es scheint allerdings noch nicht klar, wie hoch die Dosis sein muss, um beim Abnehmen zu helfen. Deshalb ist der Gebrauch wohl Abwägungssache und hängt von der individuellen Koffeinverträglichkeit ab. Zu hohe Dosen können nämlich mit Nebenwirkungen einhergehen, wie Nervosität oder sogar Herzrasen.

Appetitreduzierend und positive Auswirkungen auf das Abnehmen: Im grünen Tee steckt mehr, als man so denken mag. Foto: Oriento (Unsplash)

Feuriger Chili als Fatburner

Beim Durchblättern von Frauenzeitschriften, in denen Diät-Tipps und „Schlankwunder“-Rezepte nicht fehlen dürfen, um den Umsatz zu steigern, wird Chili regelmäßig als figurfreundliche Zutat präsentiert.

Allen voran der Inhaltsstoff Capsaicin – welcher für das charakteristische Hitzegefühl verantwortlich ist –, gilt als Fatburner.

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht kann allerdings lediglich ein verdauungsfördernder Effekt unterschrieben werden. Die Wärmeerzeugung ist zu kurz, um den Energieverbrauch – und somit den Fettabbau – zu steigern.

Fazit: Auch wenn es vereinzelte Studien gibt, in denen der Verzehr von Chili zu einer appetitregulierenden Wirkung und zu einer Erhöhung der Kalorienverbrennung führte, fehlen eindeutige Studienergebnisse, um Chili in die Kategorie der Fatburner aufzunehmen.

Ins Schwitzen kommst du damit sicher, jedoch als Fatburner ist sie nicht eindeutig belegt: die Chili-Schote. Foto: coyot (pixabay)

Fatburner Ingwer – Mit der scharfen Knolle zum Wunschgewicht?

Dass Ingwer zahlreiche positive Effekte für unsere Gesundheit besitzt – z. B. antibiotische und entzündungshemmende Wirkungen –, ist längst bekannt. Auch der verdauungsfördernde Effekt wurde wissenschaftlich bestätigt. Aber funktioniert die scharfe Knolle aus Fernost auch als Fatburner?

Eine Studie, die in der Fachzeitschrift Molecular and Cellular Endocrinology veröffentlicht wurde, konnte 2015 zeigen, dass die Fütterung von fettleibigen Ratten mit Ingwer zu einer signifikanten Gewichtsreduktion führte. Der enthaltene Wirkstoff Gingerol sorgte darüber hinaus für niedrigere Glukose- und Insulinspiegel, die sich positiv auf das Abnehmen auswirken.

Fazit: Dieses und weitere Studienergebnisse sprechen dafür, dass sich Ingwer tatsächlich mit dem stolzen Titel Fatburner krönen kann.

Senkt Glukose- und Insulinspiegel: der Stoff Gingerol in Ingwer. Foto: Ajale (pixabay)

Der Fatburner Nummer 1: Sport

Fatburner sind nur das i-Tüpfelchen beim Abnehmen.

Unabhängig davon, ob du versuchen möchtest, von Fatburnern zu profitieren, bleibt ein Aspekt sicher: Wenn du abnehmen möchtest, kommt es in erster Linie auf ein Kaloriendefizit an.

Dieses kannst du nur auf zwei Wegen erreichen: Entweder du reduzierst deine bisherige Kalorienaufnahme oder du steigerst deinen Energieverbrauch über mehr sportliche Aktivität.

Auch wenn es verlockend scheint, einfach ein paar Fatburner zur Steigerung der Fettverbrennung aufzunehmen, würde ich dir empfehlen, neben einer bedarfsgerechten sowie einer fett- und zuckerarmen Ernährung, auf Ausdauersport zu setzen. Körperliche Aktivität darf man zu Recht Top Fatburner bezeichnen.

Ein weiterer figurfreundlicher Pluspunkt: Sport kurbelt nicht nur die Fettverbrennung an, sondern reduziert auch Stress und sorgt für die Ausschüttung einer Extraportion Glückshormone, die dich beim Gewichtsverlust unterstützen. Denn Abnehmen kann auch mit negativen Empfindungen einhergehen: Es bedarf jeden Tag aufs Neue Motivation, um alte Ernährungs- und Verhaltensmuster zu durchbrechen und – trotz oder gerade bei kulinarischen Ausrutschern – am Ball zu bleiben.

Schlank-Tipp: Im Hinblick auf einen ganzheitlich gesunden Lebensstil profitierst du am meisten, wenn du beide Ziele kombinierst: eine bedarfsgerechte Kalorienzufuhr und körperliche Aktivität. Wichtig ist zusätzlich, dass du während der Abnehmphase nicht hungrig bist, sondern gezielt sättigende Lebensmittel aufnimmst. In diesem Zusammenhang sollte dein Ernährungsplan auf wasser-. bzw. volumenreichen und möglichst zuckerarmen Obst- und Gemüsesorten sowie Salat basieren. Diese Grundlage – am besten in der Kombination mit ausreichend Protein - liefert dir den intelligenten Mix aus Ballaststoffen, die intensiv sättigen.

Rezepte mit Fatburnern

Falls du die appetitregulierenden Effekte von grünem Tee mal ausprobieren möchtest, lege ich dir – als sanft anregenden Start in den Tag – unseren Matcha-Latte mit lieblicher Vanille ans Herz.

Eine super Alternative zum täglichen Kaffee: der Matcha-Latte. Foto: SevenCooks

Während du mittags mit diesem „Fatburner-Duo“ aus Grüntee und Ingwer à la feurigem Grüntee-Linsen-Curry – auf Wunsch mit zusätzlichen Koriander-Falafel – voll ins Schwarze triffst, eignet sich unser dezent gesüßter Grüner Eistee mit Himbeeren als fruchtige Erfrischung beim Mittagstief.

Für alle Curry-Liebhaber: das Grüntee-Linsen-Curry mit Koriander, Zitronengras und Ingwer. Foto: Michael Wissing BFF

Für eine Extraportion des sättigenden Mixes aus Protein und Ballaststoffen liegst du mit diesem Veganen Kichererbsen-Chili goldrichtig, das auf einem Gemüse-Mix, eiweißreichen Hülsenfrüchten und frischen Kräutern basiert. Oder doch lieber dieses Scharfe Gemüse in Kokossauce mit Ballaststoffen aus Zuckerschoten, Paprika, Möhren und Chinakohl?

Proteinreich, sättigend und eine feurige Note: veganes Kichererbsen-Chili. Foto: SevenCooks

Du liebst Ingwer? Dann empfehle ich dir diesen Scharfen Avocado-Chili-Joghurt mit Superfood-Charakter dank Avocado, Koriander, eiweißreichem Soja-Joghurt und einem Bio-Sprossenmix als köstlichen Starter.

Während du unseren Ingwer-Zitronen-Tee für noch mehr Schärfe mit einer Extraportion Ingwer aufbrühen kannst, lege ich dir dieses Ingwer-Minze-Pesto mit Limette, Cashew- oder Macadamianüssen und Chili zu Vollkornpasta ans Herz.

Eignet sich perfekt zu Pasta: Ingwer-Minze-Pesto. Foto: Wolfgang Schardt

Für ein Abendessen könnte deine Wahl wiederum auf diesen knackigen Sprossen-Salat mit Ingwer samt würzigem und eiweißreichem Räuchertofu fallen, der perfekt mit einer Scheibe Vollkornbrot – oder wie im Original-Rezept – einer Scheibe Eiweißbrot harmoniert.

Fazit: Welche Fatburner wirklich beim Abnehmen helfen

Ich konnte dir zeigen, dass sogenannte Fatburner keinesfalls Wunderwaffen im Kampf gegen überflüssige Pfunde sind und den Titel Fatburner teilweise sogar zu Unrecht tragen. Während Chili und Enzyme aus Ananas, Kiwi und Papaya nicht den gewünschten Effekt auf ungeliebte Fettpolster erzielen, können sich grüner Tee und Ingwer tatsächlich mit einer fettschmelzenden Wirkung schmücken. Aufgrund der möglichen Nebenwirkung von zu viel Koffein, würde ich dir allerdings empfehlen, nicht mehr als 5 Tassen Grüntee pro Tag zu genießen. Das beliebte Heißgetränk und die 'scharfe Knolle' aus Fernost können durchaus sinnvoll sein, um eine bedarfsgerechte Ernährungsumstellung – auf dem Weg zu einem gesunden Wunschgewicht – zu unterstützen. Allerdings würde ich sie eher als i-Tüpfelchen auf dem Weg in ein schlankes Leben betrachten.

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Titelbild: chrizzel_lu (pixabay)

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